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Fit bleiben als Geigerin

Schulterschmerzen, verspannte Nackenmuskeln, Carpaltunnelsyndrom, Rückenschmerzen, verkrampfte Hände. Viele Geiger*innen kennen das.

Ich habe mich unter meinen Kolleg*innen umgehört, welche Tipps sie dagegen haben, und verrate auch, was ich selbst mache:


Übung: Schultermuskeln lockern

„Also zuerst die „Klugscheißerregeln“ 😅 Nach Spielpausen immer langsam wieder beginnen, damit der Körper sich gut an alles gewöhnen kann. Und vor dem Spielen aufwärmen wie beim Sport. Und dann habe ich da noch eine tolle Übung aus der Hochschule, die mich schon so manches mal gerettet hat. Sie dient der Lockerung der Muskeln auf den Schulterblättern. Ich habe eigentlich nur dort ab und zu Probleme, wenn ich neben dem Spielen auch viel reise und Gepäck trage. Wenn meine Schulterblätter also fest sind, strecke ich beide Arme zur Seite auf Kopfhöhe. Meine Hände mache ich zur Faust, wobei der Daumen wie beim „Like“ noch herausschaut. Auf einer Seite richte ich die Faust nach unten, auf der anderen Seite nach oben (der Daumen zeigt also auf der einen Seite nach unten, auf der anderen Seite nach oben). Mein Kopf schaut zu einer der beiden Seiten. Nun drehe ich die Fäuste in die jeweils andere Richtung, wobei auch mein Kopf sich zur anderen Seite dreht und nun die andere Faust anschaut. Dabei entsteht eine gegenläufige Bewegung der Muskulatur auf den Schulterblättern, wodurch sie effektiv gelockert wird.“

Ally Storch, Geigerin von Ally the Fiddle und Subway to Sally


Hände immer warm halten

„Ich habe Arthrose in den Daumen und Fingern und eine entzündete Schulter. Für mich ist es wichtig, immer warme Hände zu haben. Ich trage immer Armstulpen und wärme zur Not die Hände unter warmem Wasser. Beim Üben ist es wichtig, langsam anzufangen und sich gut aufzuwärmen. Ich nutze die Zeit, um meine Hände und die Schultern zu entspannen, während ich spiele und das so immer wieder bewusst zu verknüpfen, damit es auch unbewusst funktioniert. Ich mache viele Pausen beim Spielen, da es im Moment nicht länger als 45 Minuten schmerzfrei geht. Dann mache ich Dehnungsübungen, die ich von meiner Osteopathin und meinem Physiotherapeuten bekommen habe. Wenn ich unterwegs bin oder an der Haltestelle stehe, mache ich Rücken- und Nackenübungen. Ich ziehe die Rückenmuskulatur nach hinten unten – das entlastet die Schultern – halte und entspanne. Außerdem dehne ich den Nacken, indem ich die Ohren über die Schultern ziehe und halte. Bauchmuskelübungen helfen auch gut für die Stabilität im Körper. Ich spiele viel auf Sessions und auch unverstärkt zum Tanz oder leite Kurse in großen Gruppen. Ich bin dadurch gewohnt, laut und mit viel Druck zu spielen. Das ist auf Dauer ziemlich belastend für die rechte Hand. Ich versuche, mich immer wieder zurückzuhalten und nicht immer voll zu spielen, wenn es nicht notwendig ist. Wichtig für mich ist der regelmäßige Osteopathie Besuch und die Ergotherapie. Meinen Händen hilft auch, zwischendurch in warmem Therapieraps zu wühlen. Ich fange jetzt auch an, meine Nahrung umzustellen (keine Nachtschattengewächse) und Kurkuma mit schwarzem Pfeffer einzunehmen. Das soll gut gegen Arthrose helfen.“

Vivien Zeller, Geigenlehrerin und Geigerin bei TradTöchter, Figelin, Malbrook


Kopfschmerzen wegfiedeln

„Ich bin bisher von jeglichen Zipperlein verschont geblieben. Auch nach Wochenenden mit stundenlangen Sessions und Konzerten tat mir noch nie irgendwas weh vom Fiedeln. Eher im Gegenteil: Ich habe mir schon des öfteren schwere Kopfschmerzen innerhalb ner halben Stunde weggefiedelt.“

Roman Zillmer, Geiger von Fiddelaltermolk


Alexandertechnik für die Schultern

„Kontrabass spielen ist super: Plötzlich weiß man, wie leicht man es mit der Geige hat. 🙂 Im Ernst: Mir hilft es, die Schultern immer bewusst zurück und runter zu nehmen. Unbedingt – aber nicht so sehr – beim Spielen aber am meisten im „richtigen“ Leben am Schreibtisch oder so. Wer Schwierigkeit damit hat zu spüren, wo die Schultern hin sollten, dem hilft Alexandertechnik.“

Daniela Messer, Geigerin, Leiterin von Irish Folk Workshops, Kontrabassistin der Starboard Sallys


Sonnengruß für eine bessere Haltung

„In meinem Unterricht beobachte ich häufig, dass es Schüler*innen schwer fällt, beim Geige spielen gerade und aufrecht zu stehen. Dadurch, dass Instrument und Bogen beim Spielen irgendwie „schief“ sind, neigt der Körper dazu, sich auch „schief“ zu machen. Ich finde den Sonnengruß aus dem Yoga ideal, um erst einmal in eine gute, gerade, aufrechte Haltung zu kommen. Nebenbei kurbelt man den Kreislauf an und bewegt den ganzen Körper vom Zeh bis zur Fingerspitze. Am besten lernt man den Sonnengruß natürlich bei einer Yogalehrerin, die den Bewegungsablauf überprüfen und korrigieren kann – aber natürlich lassen sich auch im Internet vielzählige Anleitungen finden.“

Ulli Buth, Musikerin, Geigenlehrerin (Fiddle School) und Geigerin u.a. bei den Starboard Sallys


Dehnübungen in der Kaffeepause

„Wenn ich nicht regelmäßig nachts Armbandagen trage und tagsüber Dehnübungen mache, bekomme ich Probleme mit dem Carpaltunnelsyndrom. Um die Dehnübungen in den Alltag zu integrieren, mache ich sie immer, wenn ich in der Büroküche warte, bis das Kaffeewasser kocht. Ich komme mir dabei zwar albern vor, aber eine Bürokollegin verriet mir neulich, dass sie in der Küche auch immer komische Sportübungen macht. Was für mich bei Konzerten sehr wichtig ist, dass mir einfach warm genug ist. Wenn meine Hände kalt sind, verkrampfe ich und bekomme Schmerzen. Wenn meine Finger warm sind, bin ich annähernd schmerzfrei. Outdoorgigs nehme ich deshalb nur noch in Ausnahmefällen an und habe dann Wärmekissen für die Spielpausen in den Jackentaschen dabei.“

Gika